
«Ich weiss, was Flucht bedeutet. Wie schwierig es sein kann, sich in der Schweiz einzuleben. Ich kam 2008 aus Kurdistan hierher.
Heute unterstütze ich Menschen bei der Integration. Ich kann ihre Fragen in ihrer Muttersprache beantworten: in Dari/Farsi oder Kurdisch. Ohne gemeinsame Sprache ist es schwierig, Vertrauen aufzubauen. So aber können wir auch heikle Themen besprechen.
Ich zeige in meinem Kurs beispielsweise Bilder von verschiedenen Familienformen. Da sieht man auch alleinerziehende Mütter oder ein Männerpaar mit Kindern. Beides ist für viele Geflüchtete sehr ungewohnt. Dazu kommen Fragen, wie: «Das Kind braucht doch die Mutter! Wie kann ein Kind von zwei Männern adoptiert werden? Ich erkläre, wie der Umgang mit Homosexualität in der Schweiz ist. Und dass man hier auch zusammenleben und ein Kind haben kann, wenn man nicht verheiratet ist.
Manche gehen damit offen um, für andere ist es schwieriger. Wenn man Zugang zu einer fremden Gesellschaft finden will, muss man wissen, wie man Menschen richtig begrüsst. Das ist in der Schweiz ganz anders als in Afghanistan und Kurdistan.
Hier muss man dem Gegenüber in die Augen schauen. In Afghanistan oder Kurdistan es höflicher, das nicht zu tun. Dafür küssen wir Männer andere Männer auf die Wangen. Wir würden aber nie eine Frau in der Öffentlichkeit küssen, so wie es die Schweizer*innen bei den Begrüssungsküsschen tun. Die Migrant*innen in meinen Kursen erinnern mich an meine eigene Ankunft in der Schweiz. Es war hart. Die ungeschriebenen Regeln der Schweizer Gesellschaft musste ich damals selbst entschlüsseln. Meine Kursteilnehmenden kann ich dabei etwas unterstützen.»